Zweifeln Sie an sich und Ihren Fähigkeiten? Sprechen Sie nicht gerne vor anderen Menschen (oder werden Sie panisch schon nur beim Gedanken daran)? Damit sind Sie nicht alleine. Es liegt in der Natur introvertierter Menschen, an sich zu zweifeln. Viele sehen sich vermeintlichen Anforderungen der extravertierten Gesellschaft gegenüber und glauben, nicht zu genügen. Lesen sie hier, wie Sie auch als introvertierter Mensch vor anderen brillieren können, ohne sich verstellen zu müssen!
Lassen Sie mich mit einer kurzen Geschichte aus meiner Arbeit als Kommunikationstrainer starten:
Neulich arbeitete ich mit einer Künstlerin, die sich auf eine Führung durch ihre Ausstellung vorbereite. Sie hatte viel Wissenswertes und Hintergründiges zu ihrer Arbeit zu vermitteln. Doch sie war unsicher, wie sich sich vor Publikum präsentieren sollte.
«Muss ich jetzt auch so mit Elan vor die Leute treten, dynamisch und unterhaltend?» fragte sie mich. Offenbar hatten sie Beispiele extravertierter Redner verunsichert, die ihr Publikum aufgedreht und mit ausladenden Gesten anheizen (davon gibt es viele auf Youtube - «Give me an A!...»)
Meine Antwort war:
«Nein, musst du nicht!»
Der erste Tipp, den ich ihr mitgab: «Versuche nicht, jemanden darzustellen, sondern sei ganz du selbst.» Ich riet ihr, vor diese Menschen zu treten und es auf ihre Weise zu tun.
«Du wirst dein Publikum mit deinen guten Geschichten fesseln, ganz ohne überdrehte Gestik und diesen ganzen Körpersprache-Kokolores.»
Das Prinzip hinter meinem Vorschlag war: Die Kraft steckt im Wesen. Introvertierte brauchen sich nicht zu verstellen, wenn sie vor anderen Menschen sprechen. Besonders wenn sie für ein Anliegen brennen, entwickelt ihre ruhige Art eine immense Kraft, der sich auch extravertierte Menschen nicht entziehen können.
Wenn Sie dieses Prinzip als Introvertierter verinnerlichen, reduziert sich ihr Druck und Sie ebnen den Weg zu ihrer eigenen Art der Präsentation.
Die Klientin war erleichtert und meisterte ihre Aufgabe in der Folge brillant!
Woran haben wir weiter gearbeitet? Hier gebe ich Ihnen eine Übersicht in Form weiterer Tipps.
Rufen Sie sich Ihre Stärken und Schwächen als Redner in Erinnerung. Und konzentrieren Sie sich auf das Positive! Nutzen Sie Humor, wenn Sie ein humorvoller Mensch sind. Lassen Sie die Witze bleiben, falls nicht. Fokussieren Sie darauf, was Sie am besten können. Haben Sie eine grossartige Geschichte zu erzählen? Eine interessante Idee, auf die Ihr Publikum noch nicht gekommen ist? Verfügen Sie über Informationen, die Ihre Zuhörer interessieren könnten?
Machen Sie Ihre Botschaft zum Kern Ihrer Rede - und zeigen Sie, wer Sie als Mensch sind. Wenn Sie Ihre Zuhörer im Herzen berühren und zum Nachdenken anregen, erlangt Ihre Rede mindestens so viel Ausdrucksstärke, wie wenn Sie dynamisch und unterhaltend auftreten würden.
Was haben die besten Redner der Welt und Introvertierte gemeinsam? Sie kennen die Macht der guten Vorbereitung und wissen: Übung ist der Schlüssel.
Denken Sie darüber nach, was Ihr Publikum interessieren könnte. Giert es nach den neusten Erkenntnissen, Informationen und Trends? Möchte es vertiefende Hintergrundinformationen? Welches Problem möchten Sie mit Ihrem Beitrag lösen? Geben Sie Ihren Hörern, was diese wollen und brauchen.
Machen Sie sich klar, an wen Sie sich richten. Sprechen Sie vor Schülern oder Studenten, vor Fachleuten oder Laien? Stellen Sie sich auf die «Wellenlänge» Ihres Publikums ein. Dann spüren Sie, welches Verhalten angemessen ist und mit welchen Worten Sie das Interesse wecken und erhalten.
Sie verfügen über wenig Erfahrung, vor anderen zu sprechen oder es ist schon eine Weile her seit dem letzten Mal? Schauen Sie sich auf Yotube Videos aus der Perspektive des Redners an! Das gibt Ihnen wieder einen Eindruck, wie es ist, vor Leuten zu sprechen. Stellen Sie sich vor, Sie seien der Redner. So können Sie sich daran gewöhnen, beim Sprechen die Augen aller Zuhörer auf sich gerichtet zu haben.
(Achtung: Reduzieren Sie die Lautstärke und lassen Sie sich vom gewaltigen Anfangsapplaus nicht abschrecken... ;-)
Schauen Sie sich den Raum, in welchem Sie sprechen werden, zuvor an. Treten Sie an den Sitzungstisch oder auf die Bühne, stellen Sie sich hinter das Rednerpult. Lassen Sie den Raum auf sich wirken. Blicken Sie in die Runde (leerer Stühle) und stellen Sie sich vor, Sie würden hier ihre Ansprache halten oder Ihren Beitrag im Meeting präsentieren.
Wenn Sie eine gute Rede hören oder jemand Sie auf eine hinweist, besorgen Sie sich die schriftliche Fassung. Untersuchen Sie den Aufbau, den Einstieg und das Ende. Wie wurden Beispiele eingeflochten? Die wenigsten Menschen sind geborene Redner. Gute Redner haben sich mit der Kunst der Rede befasst und geübt. Viele erfolgreiche TED-Redner üben ihre Rede 200 Mal bevor es ernst gilt...!
Wir können es drehen und wenden wie wir wollen: Eine Rede oder ein Beitrag in einem Meeting hat immer auch mit einer «Performance» zu tun. Manchmal hilft es, für kurze Zeit «so zu tun als ob» und «Extrovertiertheit» vorzutäuschen. Danach schlüpfen Sie zurück in Ihr wahres introvertiertes Ich. Nehmen Sie für eine Rede oder einen Beitrag im Meeting Ihre nach aussen gewandte Seite Ihrer Persönlichkeit stärker wahr. Kreiieren Sie Ihr «Bühnen-Ich» und dehnen Sie Ihre Persönlichkeit ein wenig. Setzen Sie sich in Szene, wenn es für Sie darauf ankommt. Sie würden überrascht sein zu hören, wieviele berühmte Schauspieler und Sänger abseits der Bühne still und zurückhaltend sind...
Lächeln Sie. Lächeln Sie Ihr Publikum an, wenn Sie auf der Bühne vortreten. Lächeln Sie, wenn sie mit Ihrer Rede beginnen. Sie werden sich lockerer fühlen, es stärkt Ihr Selbstvertrauen und schafft eine Verbindung zu Ihren Zuhörern. Und üben Sie es zuvor zuhause vor dem Spiegel, mit einem Freund oder nehmen Sie sich auf Video auf.
Sie brauchen niemandem direkt ins Gesicht schauen. Es reicht, wenn Sie Ihren Blick 10 Zentimeter über die Köpfe Ihrer Zuhörer schweifen lassen. Aus Sicht des Publikums wirkt es, als ob Sie jedem einzelnen in die Augen schauen würden!
Ich werde Ihnen jetzt nicht raten, sich Ihr Publikum vor dem Auftritt nackt vorzustellen. Oder als Kohlköpfe oder als Kokosnüsse mit aufgemalten Gesichtern. Das wäre respektlos. Doch es soll ja Redner geben, die tun sowas gegen Ihr Lampenfieber. Aber Vorsicht, das könnte Sie zum Lachen bringen vor Ihrem Auftritt, also aufgepasst, tun Sie es nicht! Niemals! ;-)
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Und hier gibts weitere Tipps, wie Sie am Arbeitsplatz Ihre kommunikative Kompetenz optimieren!