Wie Sie ernst genommen werden und sich Respekt verschaffen

Ihr Entschluss steht fest: Sie wollen endlich ernst genommen werden! Sie sind es leid, trotz hohem Engagement und exzellenten Leistungen unterschätzt und weggedrängt zu werden. Sie wollen den Respekt und die Anerkennung von Vorgesetzen, Arbeitskollegen und Kunden. Sie haben es satt, von Menschen dominiert zu werden, die Ihnen fachlich nicht das Wasser reichen können, ihre Beiträge und Ideen jedoch lauter und forscher vortragen und sich dadurch besser durchsetzen.

Viele stille Charakter berichten mir in Coachings und Trainings von frustrierenden Erfahrungen im Berufsalltag. Der Klassiker: "Da erzähle ich etwas und stelle fest, dass mir niemand richtig zuhört. Ich fühle mich nicht ernst genommen, sondern im Gegenteil schlecht behandelt und regelrecht ignoriert."

Weshalb Sie auf verschlossene Ohren stossen

Besonders herausgefordert sind leise Menschen in einem Umfeld, in dem ein konfrontativer Stil herrscht. Hier drohen sie zwischen Machtspielen und dem ständigen Kampf um die eigene Bedeutung zerrieben zu werden. Sachliche Argumente - seien sie noch so durchdacht und eloquent vorgetragen - stossen auf verschlossene Ohren, solange Rang und Status nicht geklärt sind. Man hört jenen zu, die voller Selbstbewusstsein und autoritär auftreten und ignoriert zurückhaltende Persönlichkeiten, die über weniger Sozialprestige verfügen.

ernst genommen werden und nicht auf verschlossene Ohren stossen

Ein solch konfrontativ geprägtes Umfeld hindert Introvertierte in ihrer natürlichen Wirkung und Entfaltung. Ihr Wesen ist auf Kooperation und nicht auf Positionskämpfe und Rangeleien ausgerichtet. Sie nehmen ganz selbstverständlich Rücksicht auf die Gefühle anderer und halten es für normal, dass man sich gegenseitig ernst nimmt und einander zuhört. Doch anstatt für ihr umsichtiges Verhalten geschätzt und respektiert zu werden, wird ihre Gutmütigkeit ausgenutzt.

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Wohin Sie Ihren Blick als erstes richten sollten

Vorab: es wird auf Dauer nicht reichen, wenn Sie von nun an lauter sprechen und sich forscher geben, als Sie in Wahrheit sind. Hinter einer starken Ausstrahlungskraft und einem überzeugenden Auftreten steckt mehr als bloss die richtigen Worte in der richtigen Lautstärke. Sie werden als Ganzes wahrgenommen:

  1. wie Sie sich im Raum bewegen
  2. wie Sie Ihren Körper einsetzen
  3. was Sie sagen und wie Sie es sagen

Daher möchte ich Sie motivieren:

Richten Sie Ihren Blick als erstes nach innen, wenn Sie entschlossen sind, Ihre Situation nachhaltig zu verbessern.

Denn Ihre Persönlichkeit ist Ihr wichtigstes Kapital!

Die Kraft Ihrer Rhetorik steckt in Ihrem Wesen und nicht bloss im Mundwerk!

Will heissen:

Wer mit sich selber gut klarkommt, über ein gesundes Selbstvertrauen verfügt, sich, seine Bedürfnisse und Ziele ernst nimmt, das eigene Verhalten stets reflektiert und dennoch nicht zu kritisch mit sich selber umgeht, besitzt die besten Karten, sich Durchsetzungsvermögen anzueignen und sich auch in einem schwierigen Umfeld zu behaupten.

Es gibt diese leisen und dominanten Leadertypen

Vielleicht kennen Sie auch Menschen, die ein Publikum mit wenigen Worten in den Bann schlagen - selbst in einem wie oben beschriebenen, schwierigen, ja toxischen Umfeld. Ohne laut zu werden. Ohne andere respektlos zu behandeln, auch wenn sie mühelos in der Lage sind, einen Provokateur falls nötig in den Senkel zu stellen. Sie wirken gelassen und in sich ruhend. Diesen Menschen hört man zu und man glaubt ihnen, was sie sagen. Wir nehmen sie als Autorität wahr und begegnen ihnen mit Respekt.

Eine solche starke persönliche Wirkung ist keineswegs extravertierten Menschen vorbehalten. Ich kenne einige Introvertierte, die dank ihrer fachlichen Kompetenz und ihrer Ausstrahlung auch eine schwierige Gesprächsrunde dominieren können. In diesen Momenten ziehen sie die volle Aufmerksamkeit auf sich - sie kennen die Statusrangeleien und beherrschen Revierkämpfe auf ihre eigene, leise Weise. Und sie verstehen es ebenso geschickt, sich dem Rampenlicht zu entziehen und sich zur Regeneration zurückziehen...

Was verleiht diesen Menschen ihre natürliche Autorität?

Um ernst genommen zu werden, gehört ein Bewusstsein für die eigene Ausstrahlung dazu. Diese Menschen wissen um die Wichtigkeit ihrer persönlichen Wirkung. Sie haben herausgefunden, wie sie ihr Auftreten in Einklang bringen mit ihren Stärken, ihren Fähigkeiten, ihrem Wirken und der Substanz ihrer Persönlichkeit.

Dabei sind zwei Faktoren entscheidend:

  1. die innere Einstellung
  2. die äussere Erscheinung

Wenn Sie Ihre Ausstrahlungskraft verstärken möchten, müssen sowohl Ihre Einstellung wie Ihre Erscheinung positiv sein. Ist eine der beiden Elemente negativ, dann ist auch die Gesamtwirkung negativ.

Beispiel:

Ein gut gelaunter Mensch, der nicht dem Kontext angemessen gekleidet, der sich zum Beispiel in einer Runde von Anzugträgern im ausgeleierten Hoodie zeigt, wirkt ebenso negativ wie der passend Gekleidete mit permanent schlechter Laune.

Die innere Einstellung wie die äussere Erscheinung müssen stimmen.

In meiner Arbeit beobachte ich immer wieder, dass sich viele - eher introvertierte - Klienten trotz immensem Potential durch eine wenig selbstbewusste Einstellung und einem in der Folge ausgesprochen defensivem Auftreten gleich selber um die Chance bringen, von anderen im richtigen Licht gesehen und ernst genommen zu werden. Oft sabotieren sie sich durch eine übertrieben selbstkritische Einstellung zusätzlich.

Mit andern Worten: Ihr Problem steckt im eigenen Kopf.

Die gute Nachricht: Die Lösung auch.

Bildlich gesprochen: Das Schwert, mit dem Sie sich wehren, verbirgt sich in Ihrem Kopf. Es ist das Prinzip der Entschlossenheit, sich selbst ernst zu nehmen und Ihrer Stimme von nun an mehr Gewicht zu verleihen.

Sie haben es in der Hand.

Beantworten Sie sich deshalb als erstes die einfache Frage:

"Halte ich mich selbst für wichtig?"

Stellen Sie sicher, dass Sie sich selber ernst nehmen. Viele Menschen glauben tief im Innern nicht daran, dass sie selber Respekt verdient haben. Doch ihr Selbstrespekt und ihre Selbstachtung sind entscheidende Voraussetzungen, ihrem Umfeld künftig klar zu machen, dass Sie diesen Respekt verdienen und dass man ihnen zuhören muss.

Was ein Eisberg mit Ihrer Durchsetzungskraft zu tun hat

Natürlich ist es wichtig, WAS Sie sagen und WIE Sie es sagen. Doch die Überzeugungskraft nährt sich aus Ihrer inneren Haltung, sie nährt sich aus Ihrer Glaubwürdigkeit und Ihrer Leidenschaft. Nicht Ihre Wortgewandheit oder rhetorische Kniffe sind entscheidend, sondern Ihre Einstellung.

Stellen Sie sich einen Eisberg vor: Was aus dem Wasser ragt, ist nur die Spitze. 90% der Masse liegt unter der Wasseroberfläche, ist also auf den ersten Blick nicht sichtbar.

Übertragen auf uns Menschen bedeutet das:

Ihre Worte sind die 10%, die sichtbare Spitze des Eisbergs. Ob man Sie als Autorität wahrnimmt, der man zuhören muss, oder als Hilfskraft, die auch noch mit am Tisch sitzt, entscheidet sich an den "unsichtbaren" 90% - an Ihrer inneren Haltung.

Deshalb gilt:

"Wenn ich will, dass andere mich ernst nehmen, muss ich mich erstmal selber ernst nehmen."

Ihre Durchsetzungskraft wird mehr, je stärker Sie sich innerlich aufrichten. Dazu gehört ein realistisches und positives Selbstbild, Selbstliebe, die Akzeptanz des eigenen - in sich gekehrten - Wesens und die Wahrnehmung des eigenen Könnens, des Potenzials und all Ihrer bisherigen positiven Ergebnisse.

Zensieren Sie sich nicht selbst mit Glaubenssätzen wie "Das bringt doch nichts" oder "was kann ich schon bewirken". Und mal ehrlich: Oft dienen solche Gedanken als Ausrede, um potentiellen Konflikten aus dem Weg zu gehen.

"No more Mr. Nice Guy"

Stellen Sie sich den Herausforderungen der herrschenden Verhältnisse und arbeiten Sie an Ihrer Selbstbehauptung.

Sagen Sie zu sich:

"I am no more Mr. Nice Guy!"!

"Ich bin nicht länger der nette Kerl."

Bleiben Sie der freundliche Mensch, der Sie sind, doch trennen Sie sich im beruflichen Kontext von Ihrer Rolle als Herr oder Frau "Nett"! Denn es ist schier unmöglich, allen zu gefallen, wenn man selber als Autorität wahrgenommen werden möchte.

  • Schluss damit, auf die Gefühle anderer dauernd Rücksicht zu nehmen und sich jederzeit einfühlsam, verständnisvoll und mitfühlend zu geben.
  • Schluss damit, Ihre eigenen Bedürfnisse hintanzustellen oder gar völlig zu verleugnen.
  • Schluss damit, es Vorgesetzten und Arbeitskollegen jederzeit recht machen zu wollen.

Getrauen Sie sich stattdessen, Ihrem wahren Ich mehr Raum zuzugestehen. Zeigen Sie sich, wie Sie wirklich sind. Geben Sie sich die Erlaubnis, sich jenes Stück vom Kuchen zu nehmen, das Ihnen zusteht!

"Das bin ich, das kann ich, das will ich, das mach ich!"

Viele Menschen schwören auf Affirmationen. Auch ich habe gute Erfahrungen damit gemacht. Es kann auch Ihnen helfen, wenn Sie sich immer und immer wieder solche Sätze sagen:

  • "Ich habe die gleichen Rechte wie alle andern und ich fordere meine Rechte auch ein"
  • "Ich erwarte, dass andere mich freundlich, ehrlich und fair behandeln"
  • "Was ich will und brauche, zählt genau so wie die Bedürfnisse anderer"

Nachdem wir der inneren Einstellung in diesem Beitrag reichlich Raum gewährt haben, gebe ich Ihnen weiter einige praktische Tipps an die Hand:

Sprechen Sie nicht wie Ihnen der Schnabel gewachsen ist

Im beruflichen Kontext messen wir der Art, wie wir sprechen, zu wenig Bedeutung zu. Wir erachten reden als selbstverständlich - wir sprechen, wie wir gehen - und reden, wie uns der Schnabel gewachsen ist. Das Ergebnis sind selten klar und prägnant formulierte Gedanken, sondern vielmehr ein sprunghafter, weitschweifiger und verschachtelter Ausdruck, der mehr zur Verwirrung als zur Klärung beiträgt. Es gibt einen Unterschied zwischen reden und gehört werden.

Wer richtig wirken will beim Reden, der muss in erster Linie etwas zu sagen haben. So wie jeder Schütze vor dem Schuss seinen Blick ganz präzise auf das Ziel richten muss, so muss jeder, bevor er zu sprechen beginnt, das Redeziel genau kennen und stets anvisieren!

Denn was wir sagen und wie wir es sagen, bestimmt mit, ob wir souverän und überzeugend wirken, ob wir Gehör finden und ernst genommen werden, ob man uns Kompetenz und Autorität zuspricht. Und uns Vertrauen schenkt.

Deshalb: Sprechen Sie "Job Talk"!

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1. Formulieren Sie souverän und prägnant

Nutzen Sie einen gedanklichen Bauplan, um ihre Wortbeiträge in kleine Meisterwerke zu verwandeln! Sie folgen einem roten Faden, formulieren kurz, prägnant und strukturiert. Sie wirken überzeugend und kompetent. Dadurch verschaffen Sie sich Gehör und vermeiden das Risiko, unterbrochen zu werden. Diese clevere Methode kann Ihnen eine grosse Hilfe sein! 

2. Verschenken Sie Ihre Beiträge nicht

Wenn Sie sich ausgiebig mit einem Thema beschäftigt haben und Fundiertes beitragen können, dann verschenken Sie diesen Beitrag nicht. Moderieren Sie Ihren Beitrag clever an, so dass Ihnen alle zuhören und nicht irgendwer ihren vagen Einwurf, der überhört wird, später als den seinen bringt. Machen Sie so auf sich aufmerksam, sagen Sie:

"Ich habe einen Lösungsvorschlag, wollt ihr ihn hören?" oder: "Ich habe eine Idee, seid ihr interessiert?".

3. Ragen Sie aus der Masse

Zeigen Sie Ihr Fachwissen, belegen Sie Ihre Expertise, fürchten Sie sich nicht vor Ihrer eigenen Grossartigkeit. Denken Sie bloss nicht, "ach, ich darf hier nicht zu dick auftragen, ich will mich den andern anpassen und bloss nicht auffallen". Tragen Sie auf und ragen Sie aus der Masse! Unterstreichen Sie Ihre Beiträge durch fundierte Fakten, Fachwissen und relevante Erfahrungen. Echte Kompetenz erzeugt Respekt. Wenn Sie andere überzeugen, dass Sie wissen, wovon Sie reden, werden Sie sich über kurz oder lang Ihren Anregungen gegenüber offen zeigen. Sie gewinnen an Respekt, Reputation, Renommée!

4. Finden Sie Verbündete

Wenn Ihre Reputation noch gering ist, suchen Sie sich Verbündete - Fürsprecher und Unterstützer. Am besten solche, die schon einen Status haben und ernst genommen werden. Holen Sie diese in Vorgesprächen ins Boot, damit sie Ihre Argumente unterstützen. Dadurch steigert sich Ihr Ansehen enorm.

5. Sprechen Sie ein klein wenig lauter als Ihre Kollegen

Nur ein klein wenig. Übertreiben Sie nicht, subtil lauter reicht. Damit signalisieren Sie für alle: "Jetzt spreche ich!"

6. Sprechen Sie langsam

Vermeiden Sie jede Hektik, auch wenn Sie angesichts Ihrer forschen Kollegen Druck verspüren: Nehmen Sie sich Zeit und Raum. Wer ein wichtiges Votum betont langsam vorbringt, wirkt eindringlich und überzeugend. Zu schnelles Sprechen vermittelt Unsicherheit.

7. Setzen Sie bewusst Pausen

Haben Sie den Mut zu wirkungsvollen Pausen, um die Wichtigkeit einer Aussage zu betonen.

8. Sprechen Sie deutlich

Artikulieren Sie akzentuiert und deutlich.

9. Räumen Sie Ihre Sprache auf

Reduzieren Sie die Füllwörter wie "Äh" oder "Ehm".

8. Formulieren Sie aktiv und verbindlich

Sagen Sie nicht "Ich hätte da mal eine Frage", sondern stellen Sie die Frage ohne Ankündigung.

9. Vermeiden Sie die Möglichkeitsform

Sagen Sie gerade heraus, was Sie wollen. Nicht "Ich möchte folgenden Vorschlag einbringen" sondern: "Ich schlage vor, wir...". Sagen Sie nicht "Ich könnte folgendes anbieten" sondern "ich biete folgendes an..."

10. Achten Sie auf Ihre Körpersprache

Setzen Sie sich nicht zuvorderst auf die Stuhlkante, sondern nehmen Sie den Stuhl "in Beschlag". Legen Sie die Hände nicht in den Schoss, sondern legen Sie Ihre Unterarme auf den Tisch. Markieren Sie körperliche Präsenz.

Zum Schluss:

Es geht um "ernst genommen werden". Es geht um einen Prozess, das ist nichts, was Sie von heute auf morgen perfekt hinkriegen. Es geht darum, dass die andern ihre Haltung Ihnen gegenüber ändern. Sie werden das schaffen, wenn Sie täglich kleine Schritte gehen und die Tipps ausprobieren, beharrlich und unbeugsam. Ich wünsche Ihnen dabei viel Erfolg!

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Ich bin Reto Sollberger und schenke Ihnen das Mini-E-Book „Wem hört man zu und warum“.

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