Ob Sie in einer Diskussion Ihren Standpunkt verdeutlichen oder überzeugend argumentieren möchten, es gibt eine Methode aus der Rhetorik, die ich Ihnen dazu empfehle: Die Fünfsatztechnik.
Mithilfe dieses gedanklichen Bauplans verwandeln Sie Ihre Rede mit Leichtigkeit in ein Meisterwerk: Sie folgen einem roten Faden, formulieren kurz, prägnant und strukturiert. Dadurch verschaffen Sie sich Gehör und verhindern, unterbrochen zu werden.
Berufliche Meetings sind für viele leise Menschen eine Herausforderung - das bekomme ich als Kommunikationstrainer immer wieder zu hören. Oft dominieren jene, die mit vielen Worten nichts sagen und sich mit grossen Gesten in Szene setzen.
Schwierig, da überhaupt eine Lücke für den eigenen Beitrag zu finden. Und dann keinesfalls ausufern, sonst unterbricht man Sie. Und ja nicht den roten Faden verlieren oder gar ein Blackout erleiden...
Schweigen wäre bequem, jedoch keine Lösung, wenn Sie sich und Ihre Leistung sichtbar machen wollen. Wer wahrgenommen werden will, muss sich bemerkbar machen!
Dazu habe ich etwas für Sie.
Es gibt eine einfache Technik, die Sie nutzen können: die Fünfsatztechnik.
Der Fünfsatz ist ein erprobter Strukturplan für wirkungsvolle Argumentation. Ein eigentlicher Bauplan oder ein Drehbuch für Ihren Beitrag, der Sie darin unterstützt, Ihr Publikum auch wirklich zu erreichen und Ihre Botschaft zu platzieren.
Sie lässt sich in den Dienst einer für Sie wirklich wichtigen Sache stellen, wo es Ihnen ein grosses Anliegen ist, dass Ihr Argument oder Ihre Gedanken gehört werden.
Dadurch können Sie sich in einem Meeting behaupten und ihren wichtigen Beitrag leisten.
Was steckt dahinter?
Eine alte und bewährte Regel aus der Rhetorik, der Kunst, Menschen zum Zuhören zu bringen. Seinen Ursprung hat die Methode bei den Rhetorikern der Antike. Als moderner Begründer gilt der deutsche Rhetorik- und Sprechwissenschafter Helmut Geissner (1926-2012).
Und so funktionierts:
Gehen Sie davon aus, Sie hätten nur fünf Sätze, um Ihre Botschaft zu formulieren. Unmöglich? Nein! Das geht, vorausgesetzt, Sie sind bereit...
Das lohnt sich, denn: Je mehr Sie reden, desto austauschbarer erscheinen Ihre Argumente. Zuviele Worte verwässern Ihre Kernbotschaft. In der Kürze, der Zuhörerorientierung und der Struktur liegt die Kraft!
Weshalb Sie sich diese Technik aneignen sollten
Warum diese Technik für Sie so hilfreich ist, erläutere ich Ihnen anhand eines Beispiels, und zwar gleich in der Form eines Fünfsatzes:
Diese Argumentation habe ich nach diesem Schema strukturiert:
Seine überzeugende Kraft zieht der Fünfsatz aus der spezifischen Abfolge der einzelnen Argumente:
Der erste Satz ist der situative Einstieg. Ich zeige Ihnen, worum es gleich geht und hole mir dadurch Ihre Aufmerksamkeit. Kern ist der Hauptteil, welche drei argumentative Schritte enthält. Die Hauptaussage - der Zwecksatz oder die Kernbotschaft - wird dabei bis zum Schluss aufgespart.
Wenn Sie so vorgehen, bringen Sie Ihre Zuhörer dazu, Ihren Gedankengang in einzelnen Schritten mitzuvollziehen und dem roten Faden zu folgen. Sie nehmen Ihr Publikum geistig «bei der Hand» und führen es auf einem «Gedankenweg» zum Ziel.
Sprechen Sie klar, lebhaft und möglichst spannend, und denken und sprechen Sie auf die Spitze im Zwecksatz zu, dadurch verleihen Sie Ihrer Botschaft Eindringlichkeit.
Vermeiden Sie Umwege und Schachtelsätze, wählen Sie stattdessen eine zielstrebige, verständliche und klare Sprache. Auf diese Weise wirken Sie prägnant.
Durch den Fünfsatz vermitteln Sie Ihre eigene Meinung oder relevante Teilaspekte
Dadurch wirken Sie sicher und überzeugend!
Am besten wenden Sie die Methode zunächst in Situationen an, auf die Sie sich vorbereiten können. Planen Sie einen Redebeitrag für das nächste Meeting anhand der Fünfsatztechnik. Dabei halten Sie sich an den eingängigen Spruch des Schweizer Fernsehmoderators Kurt Felix: "«Du musst dir die Asse, die du spielen willst, vorher in den Ärmel stecken!»
Mit ein wenig Übung lernen Sie die Methode auch spontan anzuwenden. Denn die klare und einfache Struktur erleichtert es Ihnen, ein Votum während des Sprechens sprachlich zu planen und logisch zu strukturieren. Behelfen Sie sich dabei der "Fünffingerzählmethode": Nehmen Sie dabei die fünf Finger einer Hand zur Hilfe, um die einzelnen Schritte zu ordnen und dem roten Faden während des Sprechens zu folgen.
Wenn Sie diese Methode beherrschen, verfügen Sie über ein mächtiges rhetorisches Instrument, welches Sie bald routinemässig einsetzen können.
Dadurch vermindert sich Ihr persönlicher Stress erheblich, weil Sie Ihre Argumentation stets nach dem selben Muster aufbauen können. Sie werden durch Ihre prägnante Argumentation überzeugen, ausladende Gesten oder eine verstärkte Körpersprache können Sie getrost vernachlässigen. Bauen Sie stattdessen auf Ihre Stärken: Ihre Fähigkeit zu Analyse, Ihre Sorgfalt, Genauigkeit und Beharrlichkeit!
Mit Ihrer Einleitung wecken Sie das Interesse und erregen die Aufmerksamkeit beim Publikum. Deshalb nennt man ihn auch den Angelsatz – sie angeln sich Ihre Zuhörer... So können Sie etwa das vorliegende Problem kurz schildern, den Status Quo beschreiben, an einen Diskussionsbeitrag anknüpfen, auf eine Frage reagieren oder einen neuen Aspekt anführen.
Hier einige Satzfragmente als Beispiele:
Liefern Sie drei argumentative Schritte, die der eigentlichen Beweisführung dienen. Die Belege dafür, dass Ihre folgende, abschliessende Kernbotschaft, schlüssig ist.
Drei Argumente deshalb, weil unser Kurzgedächtnis damit noch gut zurecht kommt. In drei Sätzen können Sie hinreichend begründen, erläutern oder veranschaulichen.
Beispiele:
Sie leiten aus Ihrer Argumentation eine Konsequenz ab: Ihre Schlussfolgerung, Ihre Hauptaussage, Ihre Aufforderung.
Zugespitzt und einprägsam formulieren Sie, was Sie erreichen oder begründen möchten, wozu Sie auffordern.
Beispiele:
Bei der Planung gehen Sie umgekehrt chronologisch zum Sprechen vor und beginnen mit Ihrem Ziel, dem Zwecksatz!
Überlegen Sie sich also zuerst, was Sie mit Ihrer Botschaft erreichen möchten, was Ihre Schlussfolgerung oder Ihr Appell ist.
Diese Hauptaussage stützen Sie mit Ihren drei Sätzen im Mittelteil. Diesen planen Sie als zweites.
Zu guter Letzt folgt der Einstieg, Ihr erster Satz.
Schema:
Je nach Gesprächssituation eignen sich verschiedene Argument-Struktur-Muster. Die Wichtigsten finden Sie hier.
Um mit möglichst viel Überzeugungskraft aufzutreten, wollen Sie Ihren Standpunkt illustrieren und begründen. Verzichten Sie in diesem Fall bewusst darauf, sich mit Gegenargumenten auseinanderzusetzen.
Dabei strukturieren Sie wie folgt:
Beispiel:
Diese Struktur zeichnet sich durch ihre sachlogische Verkettung aus.
Sie wollen Ihre Meinung zu einem Thema deutlich machen. Wählen Sie dazu Ihre drei (!) stärksten Argumente und gliedern Sie wie folgt:
Beispiel:
3. Der Kompromiss
Beim Kompromiss wägen Sie die Pro- und Kontra-Argumente gegeneinander ab, um daraus eine für alle Seiten akzeptable Lösung abzuleiten. Sie ziehen daraus Ihren Schluss und präsentieren am Ende Ihren Kompromissvorschlag mit dem Appell zur Annahme. Der Appell ist ein sehr wirksames Mittel, eine Rede effektiv zu beenden und die Zuhörer zum Nachdenken oder Handeln anzuregen.
Beispiel:
Sie möchten zu einem Problem Ihren Lösungsvorschlag skizzieren. Strukturieren Sie Ihren Redebeitrag übersichtlich:
Beispiel:
Sie würdigen die unterschiedlichen Meinungen zweier Parteien und präsentieren Ihre Schlussfolgerung:
Beispiel:
Die Fünfsatztechnik ermöglicht Ihnen, in wenigen Sätzen in einem gegliederten Beitrag Problemkern, Begründung und Ihren eigenen Standpunkt zu verbinden.
Starten Sie mit dem situativen Einstieg. Fädeln Sie Ihren Gedanken mit einer Einleitung in die Situation ein: Was liegt vor? Worum geht es? Damit sagen Sie, warum Sie sich gerade jetzt äussern. Damit wecken Sie das Interesse und erregen die Aufmerksamkeit beim Publikum.
Im Hauptteil bilden Sie drei argumentative Schritte, die der eigentlichen Beweisführung dienen. In drei Hauptsätzen begründen, veranschaulichen oder erläutern Sie den Sachkern und liefern den Beweis, dass Ihre folgende, abschliessende Kernbotschaft, schlüssig ist.
Der letzte Satz ist Ihr Zwecksatz: Was möchten Sie erreichen oder begründen, wozu fordern Sie auf? Formulieren Sie zugespitzt und einprägsam die Konsequenz Ihrer Botschaft.
Bei der Vorbereitung Ihres Fünfsatzes starten Sie in umgekehrter Reihenfolge mit dem letzten Satz!
Der Fünfsatz vereint logische und psychologische Schritte zu einem rhetorischen geschlossenen Ganzen, weil Sie Ihr Argument situativ durch einen Einstieg und einen Zwecksatz einklammern.
Gerade wenn Sie im Argumentieren noch wenig geübt sind, bietet sich der Fünfsatz als hilfreiche Struktur an. Ihre Stärken kommen Ihnen dabei zu Hilfe: Die Technik fordert Ihre Analyse- und Reflektionsfähigkeit, Konzentration und Genauigkeit.
Nutzen Sie die Technik als Planungs- und Präzisierungshilfe (mündlich wie schriftlich) und konzentrieren Sie Ihre Botschaft auf fünf gegliederte Hauptsätze. So vermeiden Sie es, Ihre Argumente mit Nebenaspekten zu überladen und Ihre Zuhörer zu verwirren. Und es verhindert, dass Sie (wie viele es tun) ungeplant und weitschweifig drauflosreden.
Wenn Sie lernen, Ihre Gedanken mithilfe der Fünfsatztechnik auf den Punkt zu bringen, verschaffen Sie sich ein mächtiges Instrument.
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