Wie Sie zu Wort kommen (und im Meeting wahrgenommen werden)

Kommen Sie in Besprechungen oft nicht zu Wort? Fühlen Sie sich nicht wahrgenommen oder übergangen? Erfahren Sie hier, wie Sie sich in Meetings behaupten, zu Wort kommen und sich Gehör verschaffen, und zwar auf eine Weise, wie Sie Ihrer Persönlichkeit entspricht. 

Empfinden Sie geschäftliche Besprechungen als anstrengend? Möchten Sie mehr zu Wort kommen, doch Sie bevorzugen, Ihre Gedanken erst zu ordnen und zu reflektieren anstatt draufloszureden? Werden Sie ignoriert, während Schnelldenker und extrovertierte Arbeitskollegen viel sprechen und die Runde dominieren? 

Ich arbeite als Kommunikationstrainer für leise Menschen und habe in diesem Beitrag für Sie 14 wertvolle Tipps zusammengestellt, wie Sie in Besprechungen eher zu Wort kommen

Lesen Sie weiter, wenn Sie 

  • mehr Sichtbarkeit anstreben
  • sich in Gruppensituationen nicht länger einschränken wollen
  • wünschen, dass Ihre Ideen auf offene Ohren stossen

Damit Sie bereit sind, wenns drauf ankommt

zu wort kommen


Diese Tipps helfen Ihnen, auch in mangelhaft geführten Treffen oder hektischen Gesprächssituationen zu Wort zu kommen und den Ihnen zustehenden Raum einzunehmen. Ich zeige Ihnen, wie Sie ernst genommen werden, sich Gehör verschaffen und dabei ganz bei sich selber bleiben.  

Eine leise Präsenz kann sehr intensiv sein.

Um Ihnen zu veranschaulichen, was ich damit meine, führe ich das Beispiel dreier mächtiger und erfolgreicher Menschen an: Bundeskanzlerin Angela Merkel, Ex-US-Präsident Barack Obama und Nike-Gründer Phil Knight.  

Allesamt wirken wie stark - auf ihre ganz eigene, leise Weise. Denn sie sind in sich gekehrte und alles andere als laute Menschen. Doch alle drei bauen auf das selbe Erfolgsrezept: sie wissen kraft ihrer Persönlichkeit dann maximale Wirkung zu erzielen, wenn es zählt! Sie laufen immer dann zu rhetorischer Höchstform auf, wenn es im Interesse ihrer Ziele am nötigsten ist. 

Stellen Sie sich vor, sie tun es ihnen gleich! 

Wie wäre es, wenn Sie als kluge Beobachterin und Experte ihre Gedanken zur richtigen Zeit in den richtigen Worten platzieren könnten? 

Stärken Sie Ihr Durchsetzungsvermögen

Diese Souveränität können Sie lernen! Sie werden nicht mehr übergangen und vertreten künftig Ihren Standpunkt und Ihre Ideen aktiv und hörbar. Dadurch bringen Sie sich in Position, wenn es um eine Beförderung, die Vergabe spannender Aufgaben oder die Leitung eines interessanten Projektes geht.

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#1 Geben Sie sich die Erlaubnis

Sichtbarkeit ist eine innere Einstellung. Wenn Sie künftig wahrgenommen und in für Sie wichtigen Situationen zu Wort kommen wollen, geben Sie sich die Erlaubnis, bei Bedarf aus Ihrer Deckung zu treten und etwas von sich preis zu geben. Ermächtigen Sie sich, zu zeigen was in Ihnen steckt. Ihre aktive Teilnahme und Ihre Beiträge sind eine Bereicherung!

#2 Nutzen Sie das Prinzip der Entschlossenheit

"Sei dazu entschlossen, und die Sache ist getan" (Konfuzius)

Entschlossenheit bedeutet, sich durch Widerstand nicht vom Vorhaben abzubringen. Entschlossenheit ist stärker als der blosse Wille. Fassen Sie den Entschluss, jene Aufmerksamkeit und Anerkennung zu holen, die Ihnen zusteht. Entschliessen Sie sich, sich selbstbewusst zu Wort zu melden und nicht zu warten, dass Sie explizit gefragt werden.

Sagen Sie sich: "Ich habe mich entschlossen, fortan zu Wort zu kommen. Ab jetzt werde ich mich in die Runde einbringen und mich auch von Rückschlägen nicht entmutigen lassen."

#3 Stehen Sie zu Ihrem ruhigen Temperament

Konzentrieren Sie sich auf Ihre Persönlichkeit. Behalten Sie Ihre Unabhängigkeit. Lassen Sie die Wölfe heulen. Imitieren Sie nicht die Lauten, blosse Lautstärke bringt Sie nicht zum Ziel. Und verzichten Sie ruhig auf ausladende Gesten, wenn das nicht Ihre Art ist.

Arbeiten Sie an Ihren kommunikativen Fähigkeiten, indem Sie etwa im Bekanntenkreis öfter das Wort ergreifen oder einem Rhetorik-Club beitreten. Entwickeln Sie einen selbstbewussten und authentischen Stil. Denn Sie wirken umso glaubwürdiger, je stärker Sie sich selbst treu bleiben. Die wahre Kraft der Überzeugung steckt im Wesen und nicht im Mundwerk!

#4 Überführen Sie Ihre Kreativität in Konzepte

Nutzen Sie Ihre Stärken: Formulieren Sie Ihre Wortbeiträge womöglich bereits im Vorfeld eines Meetings. Wann immer Sie sich auf ein Treffen vorbereiten können, tun Sie es:

  • Überlegen Sie sich gründlich, was Sie zu sagen haben
  • Schreiben Sie es auf
  • Analysieren, überdenken und reflektieren Sie
  • Schälen Sie die Kernaussagen heraus
  • Verdichten Sie Ihre Gedanken in die Form eines Konzeptes

Wenn Ihre Kollegen sich noch die Köpfe heiss reden, punkten Sie mit einem durchdachten Plan. Sie werden sich immer öfter durchsetzen, indem Sie trainieren, Ihre Gedanken zu bündeln und in prägnante Wortbeiträge zu giessen. 

#5 Seien Sie präsent und hellhörig

Lassen Sie Ihre Gedanken nicht zu weit schweifen. Meetings haben die Tendenz, unergiebig zu sein. Manche Extrovertierte missbrauchen das Treffen als Bühne zur Selbstdarstellung. Hören Sie zu, bleiben Sie achtsam und folgen Sie den Inhalten aufmerksam. Bleiben Sie hellhörig für Kleinigkeiten, doch denken Sie über die Wortmeldungen nicht zu intensiv nach. Halten Sie sich stattdessen bereit, wenn der Moment für Ihren Beitrag günstig ist.

#6 Stellen Sie sich mental aufs Sprechen ein

Wenn Sie etwas sagen wollen: Tun Sie es ganz oder lassen Sie es sein. Nehmen Sie sich vor dem Sprechen vor, den Raum einzunehmen und sich so auszudrücken, dass die Mitwirkenden Sie und das Gesagte als wichtig wahrnehmen.

Investieren Sie Energie in

  1. Intonation
  2. Artikulation
  3. Akzentuierung
  4. angemessene Lautstärke

Sie brauchen nicht laut zu sprechen, doch Ihr Ton sollte Entschlossenheit und Überzeugung signalisieren. Nachdruck in der Stimme verleiht Ihrer Äusserung Intensität und Dringlichkeit. Die dazu nötige Kraft entsteht aus Ihrer inneren Sicherheit.

#7 Achten Sie besonders auf Ihren Start

Ein gelungener Start ist die halbe Miete. Der Moment, in welchem Sie zu Ihrem Wortbeitrag ansetzen, ist wichtig. Manche Menschen starten oft mit einem zögerlichen "Ähm" oder "Also", oder sie räuspern sich, besonders wenn sie längere Zeit geschwiegen haben. Dadurch nutzen sie den Moment schlecht. Die Bereitschaft Ihrer Zuhörer schmilzt, je länger Sie brauchen für eine gehaltvolle Aussage. 

#8 Stellen Sie kluge Fragen

Mit Fragen machen Sie auf sich aufmerksam. Sie sind ein gute Übung, sich Gehör zu verschaffen.

Beispiele:

  • "Ich verstehe Sie, doch ich bin nicht einverstanden mit der Lösung, dem Vorschlag etc."
  • "Interessanter Vorschlag, könnten Sie das genauer ausführen?"
  • "Ich bin interessiert an dem, was du sagst. Erzähl noch mehr."
  • "Ich möchte Sie gern besser verstehen. Könnten Sie präzisieren, was..."
  • " Habe ich Sie so richtig verstanden? Sie möchten ..."

#9 Räumen Sie Ihre Sprache auf

Vermeiden Sie Füllwörter. Es ist nicht schlimm, wenn Ihnen ab und an ein "Ähm" rausrutscht. Doch die Menge macht den Unterschied. Achten Sie auf einen klaren Ausdruck. 

Verzichten Sie auf sprachliche Weichmacher. Vermeiden Sie Begriffe oder Formulierungen, die Ihre Aussagen abschwächen oder relativieren. Formulieren Sie aktiv und verbindlich, das stärkt Ihre Überzeugungskraft.

Beispiele:

  • Stellen Sie eine Frage ohne Ankündigung. Sagen Sie nicht "Also ich hätte da mal eine Frage".
  • Sagen Sie nicht "Ich verstehe davon zwar nicht viel, doch..." Platzieren Sie Ihre Aussage direkt und ohne Umschweife.
  • Sagen Sie "Ich werde nachsehen" und nicht "Da müsste ich mal nachsehen".
  • Streichen Sie Begriffe wie "im Prinzip", "eigentlich", "möglicherweise", "unter Umständen", "an und für sich", "sozusagen", "ich sage mal", "also" usw. aus Ihrem Wortschatz!

#10 Lassen Sie sich nicht unterbrechen

Das einfachste Mittel um nicht unterbrochen zu werden: Formulieren Sie kurz und knapp! Wenn's trotzdem geschieht: Behalten Sie den roten Faden, halten Sie die Konzentration. Sprechen Sie unbeirrt weiter, als wäre nichts gewesen. Oder sprechen Sie die Unterbrechung direkt an: "Ich bringe jetzt meine Ausführungen zu Ende" und reden Sie sofort weiter.

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#11 Argumentieren Sie wirkungsvoll

In der Kürze liegt die Würze! 5 Sätze genügen. Nutzen Sie eine einfache und erprobte Methode aus der Rhetorik, die Ihnen hilft, einen Standpunkt zu verdeutlichen und überzeugend zu argumentieren: Die Fünfsatzmethode.

Beispiel: 

  1. Nennen Sie Ihren Standpunkt.
  2. Führen Sie ein Argument an.
  3. Veranschaulichen Sie es mit einem Beispiel.
  4. Formulieren Sie mögliche Konsequenzen.
  5. Setzen Sie am Ende einen Appell ein.

Mithilfe dieses gedanklichen Bauplans folgen Sie einem roten Faden, formulieren kurz, prägnant und strukturiert. Dadurch verschaffen Sie sich Gehör und verhindern, unterbrochen zu werden.

#12 Verwenden Sie sprachliche Türöffner

Starten Sie Ihre Sätze strategisch und nutzen Sie wirksame Worte als "Türöffner". Bestimmte Wörter besitzen die Wirkung eines "Sesam-öffne-dich"-Zauberspruchs! Sie wecken die Aufmerksamkeit der Gesprächspartner und helfen Ihnen, diese für Ihr Statement einzunehmen.

Solche Worte sind zum Beispiel:

  • "Angenommen, wir entscheiden uns für den Vorschlag...."
  • "Wenn wir die Investition dieses Jahr..."
  • "Wie wir uns in dieser Frage entscheiden, hängt meines Erachtens..."
  • "So können wir es nicht...."
  • "Gestern hat dazu Frau Müller gesagt..."
  • "Interessant, doch wie meinen Sie..."
  • "Wirklich entscheidend ist doch..."

#13 Unterbrechen Sie andere höflich

Zwar gebietet es die Höflichkeit, den Anderen ausreden zu lassen, doch: wenn Sie stets warten, bis Sie "an der Reihe" sind und anderen den Vortritt lassen, kommen Sie oft gar nicht zu Wort. Bringen Sie sich aktiv ein. Dazu ist es manchmal auch nötig, andere zu unterbrechen oder eine Gesprächslücke geschickt zu nutzen.

Damit will ich Sie nicht auffordern, rüde dazwischen zu fahren, das kommt schlecht an. Sie provozieren damit, dass der andere Gegenrecht hält und Ihnen seinerseits ins Wort fällt. 

Haken Sie stattdessen bei Gegelenheit dezent ein, wenn Sie spüren, dass der Sprecher zum Ende kommt. Sagen Sie zum Beispiel "Sie bringen einen interessanten Aspekt ein. Ich sehe es so, dass...". Indem Sie anfänglich auf den Vorredner eingehen, schmieden Sie die Kette weiter und bringen ihm Wertschätzung entgegen. So fällt es diesem leichter zu akzeptieren, dass er das Wort verliert. 

Reduzieren Sie das Sprechtempo, sobald Sie am Zug sind. Nehmen Sie den Raum ein. Hetzen Sie nicht durch Ihren Beitrag aus Angst, jemand grätsche ihnen dazwischen.

#14 Markieren Sie Präsenz (auch wenn Sie nichts sagen)

Ob Sie sprechen oder schweigen: Sie entfalten immer eine Wirkung. Entschliessen Sie sich, Präsenz zu markieren, auch nonverbal, und die Sitzung nicht nur zu erleiden, sondern aktiv mitzugestalten und sich einzubringen. 

Etwa so:

  • Sehen Sie den Sprechenden an, beugen Sie sich zu ihm hin, nicken Sie hin und wieder. 
  • Lächeln Sie auch mal, und halten Sie Blickkontakt.
  • Platzieren Sie ab und an Ihre Ellbogen auf dem Tisch, wenn Sie zuhören. Legen Sie Ihre Hände nicht das ganze Meeting durch auf Ihren Schoss. Das wirkt passiv und lässt Sie kleiner und schwächer aussehen

Fazit

Die innere Einstellung ist entscheidend, wenn Sie sich im Meeting Gehör verschaffen und zu Wort kommen wollen. Geben Sie sich die Erlaubnis, aus Ihrer Deckung zu treten und entschliessen Sie sich bewusst, sich künftig einzubringen. 

Dank stetem Üben wird es Ihnen immer öfter gelingen, das Wort zu ergreifen und sich zu behaupten. 

Bereiten Sie Ihre Wortbeiträge - wenn immer möglich - gut vor und achten Sie auf eine prägnante Sprechweise. Nutzen Sie die Fünfsatzmethode, räumen Sie Ihre Sprache auf und markieren Sie Präsenz auch mit nonverbaler Kommunikation. 

Ich wünsche Ihnen dabei viel Erfolg! 

Welche Fragen haben Sie? Ich bin gespannt, von Ihnen zu hören! Berichten Sie mir von Ihrer Erfahrung.


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